So ...
obwohl das Bewusstsein in der Bevölkerung zu Themen wie Klimaschutz und Umweltschutz doch über die letzten Jahre merklich gewachsen ist, kommen Details und Umfang der Problematik doch immer noch schwerlich bei dem Einzelnen an.
Was unser eigenes Handeln für Konsequenzen für Menschen an anderen Orten dieser Welt hat, wie subtil Einflussnahme auf Politik abläuft oder wie weitreichend die Folgen ökologischer Zerstörung tatsächlich sind ist vielen tatsächlich noch immer nicht klar.
Ein Beispiel?
Haben Sie schonmal von der Dakota Pipeline in Nordamerika gehört?
Aus aktuellem Anlass möchte ich kurz dieses Beispiel beleuchten.
In dem Bundesstaat müssen sich derzeit schwerste Zusammenstöße zwischen Protestern und Polizei ereignen.
Warum sollte uns das hier interessieren?
Weil es ein Klimathema ist! Weil es zeigt wie Menschen Lebensraum verlieren! Weil es Gewalt forciert und wirtschaftliche Interessen bedient und Menschen, Natur und Demokratie hintenanstellt!
Die Pipeline soll durch eines der letzten verbliebenen Landstriche gebaut werden, die die dortigen native Americans (die Sioux) als heiliges Territorium ansehen.
Hier ein etwas älterer kurzer Beitrag, der das Problem umreisst:
http://de.euronews.com/2016/09/07/sioux-wollen-pipeline-bau-in-north-dakota-noch-stoppen
1000de Umwelt- und Klimaschützer schlossen sich dem Protest an um auf den Klimaschaden und die Verunreinigung von Böden und Gewässern hinzuweisen, die durch die Pipeline entstehen würden.
Da das Projekt eine Milliarden Investition darstellt und große wirtschaftliche Interessen damit einhergehen verhallen die Stimmen der Protester weitestgehend ungehört.
(
Initiator des rund 3,8 Milliarden US-Dollar teuren Projekt ist der Pipelinebetreiber Energy Transfer Partners und wird von einer Reihe von Banken finanziert, unter anderem JP Morgan Chase, Goldman Sachs, ING, CitiBank, Morgan Stanley und die Bank of America. QUELLE: Wikipedia)
Doch der Protest - der nun bereits Jahre andauert - wird immer stärker und stärker ... Junge Menschen, NGOs, etc. schliessen sich weiterhin der Aktion an.
Beobachter unter anderem von Amnesty International berichteten schon vermehrt über unverhältnismäßige Gewaltanwendungen der Behörden gegen den friedlichen Protest der Demonstranten.
Nun wurde eine Aktivistin - Sophia Wilansky - schwer verletzt und es besteht die Gefahr, dass sie ihren Arm verliert.
Der Guardian schreibt dazu folgendes (leider nur auf englisch):
https://www.theguardian.com/us-news/2016/nov/22/dakota-access-pipeline-protester-seriously-hurt-during-police-standoff-standing-rock
Schauen Sie auch das Video des Links an um einen Eindruck der Situation vor Ort zu gewinnen.
Der verzweifelte Vater der 21jährigen erklärte dazu im Interview (leider ebenfalls nur auf englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=hp6h9U8Wb3A
Petition:
https://www.change.org/p/stop-the-dakota-access-pipeline
Hier nochmal einiges zu Chronologie des Protestes:
Der Protest gegen die Dakota Access Pipeline ist eine der größten Umweltbewegungen der 2000er Jahre in den USA. Der Protest führte zur größten Zusammenkunft von Indianer Nordamerikas seit 1920.
Nach Bekanntwerden der Pipeline Pläne bildete sich in den gesamten
USA eine Bewegung gegen das Projekt. Diese Bewegung wird stark von den
direkt betroffenen Indianer getragen, jedoch solidarisierten sich
Naturschutzorganisationen landesweit mit dem Protest. Viele Gegner sehen
den Bau im Widerspruch zu einer zukünftigen Energiepolitik, die dem
Klimaschutz Rechnung trägt. Zudem sehen Nichtregierungsorganisationen in dem Bau eine weitere Missachtung der Rechte der angestammten Bewohner. Die Sioux
von Standing Rock wehren sich gegen den Bau der Pipeline über
Grabstätten und heiligem Land ihrer Vorfahren. Zudem hat die
Protestbewegung globalisierungs- und kapitalismuskritische Züge und
setzt sich für Umweltgerechtigkeit ein: der Profit der Firmen soll nicht auf Kosten funktionierender Ökosysteme und deren Leistungen für die Allgemeinheit gehen.
Seit Ende August 2016 kamen immer mehr Menschen in das Gebiet von Cannon Ball südlich von Bismarck, um den Kampf der Standing Rock Sioux Nation gegen die Pipeline zu unterstützen. Im September 2016 lebten rund 3000 Menschen im "Red Warrior Camp" am Zusammenfluss des Missouri und des Cannonball Rivers. Der Missouri River stellt die westliche Grenze der Standing Rock Reservation dar.
Über 100 Stämme errichteten eine der größten Zusammenkünfte
nordamerikanischer Indianer in der Geschichte des Landes. Das Camp
arbeitet seitdem selbstorganisiert und besitzt ein Lazarett, eine Rechtsvertretung, sowie eine Radiostation. Eine Schule für die Kinder soll ebenfalls gebaut werden. Nach den Auseinandersetzungen mit Sicherheitsleuten entsandte Amnesty International Beobachter in das Camp.
Immer wieder gab es Besetzungen von Baugeräten. Am 3. September 2016
kam es zu einer Auseinandersetzung, bei dem private Wachleute der
Baufirma Pfefferspray und Hunde gegen Demonstranten einsetzten. Der republikanische Gouverneur von North Dakota, Jack Dalrymple, aktivierte am selben Tag die Nationalgarde.
Nach dem durch Medienberichte in nationalen Netzwerken einer breiten
Öffentlichkeit bekanntgewordenen Zwischenfall Anfang September kam es in
den ganzen USA zu Protestkundgebungen. Demonstranten forderten einen
Baustopp vor Westminister und dem Weißen Haus.
Am 13. September 2016 wurden an einem weiteren Bauabschnitt in North
Dakota über 20 Aktivisten bei einer Protestaktion verhaftet.
Am 10. Oktober 2016 wurden 28 Teilnehmer einer friedlichen Protest-Demonstration in Fort Yates in North Dakota in der Standing Rock Sioux Reservation wegen unbefugten Betretens festgenommen, darunter die US-Schauspielerin Shailene Woodley.
Am 13. Oktober 2016 richtete Bernie Sanders mit vier weiteren
Senatoren einen dringenden Brief an President Obama mit der Bitte, die
weitere Projektierung und den Bau der Dakota Access Pipeline zu stoppen. Quelle: Wikipedia